Der Schmerz kennt tausend Gesichter

Allgemeines über den Schmerz

Jeder Mensch empfindet Schmerz, sei es nun körperliche Schmerzen oder seelische. Aber jeder Mensch empfindet Schmerz anders, denn jeder Einzelne hat eine ihm eigene Schmerzschwelle. Ein gutes Beispiel sind die Nierenkoliken. Sie entstehen durch einen Stop des Harnabflusses in den Nieren. Da bei allen Menschen die Harnbereitschaft unter gleichen Druckverhältnissen stattfindet, sollte man annehmen, dass der Kolikschmerz von allen Menschen gleich stark empfunden wird. Trotzdem braucht der eine Patient starke Analgetika, während der andere es auch mit weniger starken Schmerzmitteln schafft. Außerdem spielen die persönlichen Lebens- und Leidenserfahrungen eine große Rolle. Früher zum Beispiel ertrugen die Menschen den Schmerz lieber als in die Apotheke zu gehen. Doch der moderne Mensch ist inzwischen an die Tablette gewöhnt und nicht mehr bereit große Schmerzen zu ertragen. Allerdings muss man sich bewusst sein dass der Griff zur Tablette nicht ohne Nebenwirkungen vonstatten geht. In Kriegszeiten wurden zum Beispiel erstaunliche Beobachtungen gemacht: In ihrer Erleichterung der vordersten Front entronnen zu sein, ließen sich viele Soldaten ohne Betäubung Arme oder Beine amputieren. Oder in Amerika gibt es Zahnärzte die ihren Patienten ohne Betäubung die Zähne zogen. Sie lenkten die Patienten mit extrem greller Musik ab, diese Musik lenkte die Patienten derart ab, dass sie den Schmerz gar nicht spürten.

Der moderne Mensch ist nicht bereit Schmerzen zu ertragen. Er ist es gewöhnt, dass er sofort, wenn es ihm nicht gut geht, Hilfe durch den Arzt und Medikamente bekommt. Aber es gibt ein großes Risiko, das gerne vergessen wird. Alle Schmerzmittel, vor allem die starken Analgetika, haben eine ganze Reihe Nebenwirkungen, können sogar in die Abhängigkeit führen. Die Frage, ob man die Nebenwirkungen irgendwann abschalten kann, beschäftigt die Wissenschaft schon lange. Das Problem ist, dass Schmerzmittel alle entweder in Morphin oder Dolantin ihren Ursprung haben. Es ist noch nicht gelungen, ein Mittel auf anderer Basis zu entwickeln, und das, obwohl mehr als tausend neue Verbindungen synthetisiert wurden. Als die ersten Schmerzmittel heraus kamen, war man einfach froh, dass man helfen konnte und kümmerte sich nicht um Nebenwirkungen oder gar Abhängigkeit. Ein folgenschweres Versäumnis, wie sich herausstellte: Im Krieg wurden tausende von Schmerzmitteln verabreicht und auch in hohen Maßen, so dass viele Leute abhängig wurden.

Es gibt ein weiteres Paradoxon auf das man stößt, wenn man sich mit dem Thema auseinandersetzt: Wenn man viele Schmerzmittel nimmt, werden nach einiger Zeit die Schmerzen stärker. Denn der Gebrauch von Schmerzmitteln führt zur Gewöhnung und der Körper hätte den Stoff, den er braucht gerne wieder, und produziert Schmerzen. Deshalb warnen die Ärzte vor übermäßiger Benutzung von Schmerzmitteln.